Ahoi Bier

Vor den Toren Zürichs in einem boomenden Stadtviertel Schlierens, steht ein kleines, älteres Haus, umgeben von einem wunderschönen Garten. Nichts deutet im ersten Moment auf eine Brauerei hin, doch beim Näherkommen häufen sich die Anzeichen: An einem Auto entdeckt man einen Kleber mit dem bekannten Steuerrad und auf dem Weg zu einem Garagentor, begegnet man einem ausrangierten Chromstahltank. Nach dem Öffnen des Tores tritt man in das Reich von Markus «Kusi» Friedrich. Während viele zwar ebenfalls in der Garage ihrem Hobby Bierbrauen nachgehen, wirkt hier gänzlich wenig nach Homebrewing. So hat Kusi seine Garage zu einer Nanobrauerei der Spitzenklasse ausgebaut. Doch ein Hobby ist es geblieben – wenn auch ein zeitintensives. Nebst 80% in denen er in seinem Beruf als Chemielaborant arbeitet, kommt gleich noch ein 50 prozentiges Brauerpensum hinzu – vielleicht doch mehr Passion, als nur Hobby.

 

Seine ersten Brauversuche machte er nach einem Geschäftsausflug zum Stammheimer Hopfen Tropfen, bei welchem das Team zusammen ein Bier braute, das sie einige Wochen später erhielten. Als anschliessend im betrieblichen Labor ein weiteres Bier gebraut wurde, löste dies bei Kusi die Frage aus: «Wieso soll man Bier mit Malzextrakten brauen, das geht doch auch mit den Rohstoffen selber». Kaum gesagt, fand dann auch der erste Brauversuch statt – und scheiterte kläglich. Angedacht war ein Bier mit leichten Röstaromen, herausgekommen war nach stundelangem Einsatz eine Brühe mit schwarzem Schaum, welche die Bezeichnung Bier nicht wirklich verdiente. Doch er liess nicht locker und so konnte er rasch Fortschritte erzielen, das Feuer war geweckt. Zuerst zusammen mit einem Kollegen, braute er anschliessend in wechselnden Konstellationen bis er merkte, dass sein Engagement und seine Leidenschaft wesentlich höher als bei seinen Mitbrauern war. So kam es also, dass er fortan alleine braute – mit Ausnahmen natürlich von Collabs, welche er bereits mit Darkwolf, Jaberg und Braukauz machen durfte.

 


5 Fragen an den Brauer

  • Mit welcher internationalen Brauerei würdest Du gerne einmal eine Collab machen
    Brewdog

  • Interessantester Bierstil zum brauen
    Am meisten Spass macht es, etwas neues auszuprobieren

  • Welches Bier hat Dich am meisten beeindruckt
    Winter Harvest von Stone, gereift in Weissweinfässern

  • Was ist Dein Gastrogeheimtip bezüglich Craftbier
    Käptn Bar, Frauenfeld

  • Welche Schweizer Brauerei ist Deiner Meinung nach am innovativsten

    BFM und TroisDames


Nach Anfängen in seiner Küche in Kilchberg, welche schnell zu klein war, bezog er zusammen mit Freunden das Haus in Schlieren. Kurz nach dem Einzug stellte er sich als erstes in die Garage, bzw. in die zukünftige Brauerei und machte sich in Gedanken einen Masterplan was wie wo gemacht werden sollte. Mit der Unterstützung von befreundeten Handwerkern, welche ihm bei sanitären oder elektrischen Problemen zur Hand gingen, realisierte er Schritt für Schritt eine Brauerei, welche sich deutlich vom bisherigen Heimbrauen abhebt. Mittlerweile braut er sobald die Gärtanks leer sind einen neuen Doppelsud an je 160 Litern. Abgefüllt werden diese zu ca. 60% in Kegs, den Rest in Flaschen. Ahoi gibt es an immer mehr Orten zu trinken – so wird es immer mal wieder im Exer in Zürich ausgeschenkt, oder aber auch in der Käptn Bar in Frauenfeld. Auch trifft man Ahoi an diversen lokalen Bierfestivals an, wie das Probier oder den Unterländer Biertagen. Das Standardsortiment umfasst 10 verschiedene Biere und geht vom «Navigationsbier», einem Pale Ale, über das IPA «Bandits Finest» bis zum «Smoky Pistolero», welches mit seinem Raucharoma überzeugt. Daneben experimentiert Kusi auch immer mal wieder an ungewöhnlichen Suden herum. Eine Zeitlang macht er Versuche mit Eukalyptus, welchen er zuerst mit Teeaufgüssen kennenlernte, anschliessend mit einem langsamen Herantasten an das perfekte Mengenverhältnis bis zum finalen Sud brachte, welchen er mit Passionsfrucht und Kubebenpfeffer kombinierte.

 

Markus macht das Brauen auch heute noch unglaublich Spass, es übt noch immer eine grosse Faszination auf ihn aus – das merkt man ab der ersten Minute. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er in nächster Zeit keine grossen Veränderungen plant. Ein kleiner Traum jedoch schlummert trotzdem in seiner Brust: Zusammen mit einem Gastronomen irgendwann einmal ein Brewpub betreiben zu können. In dem Sinn, Ahoi!